Eine Beziehung ist ein herausforderndes Abenteuer, das nicht immer gutgeht. An einer Partnerschaft lässt sich aber arbeiten - wenn sich die Partner respektvoll und interessiert aufeinander einlassen. Aus vielen Begegnungen und Coachings hat Trennungsberater Torsten Geiling sechs Bausteine zusammengetragen. Sechs weitere finden sich im ersten Teil des Artikels.
Von Torsten Geiling
Eltern sein und Paar bleiben
Wenn wir Eltern werden, geschieht etwas Seltsames. Wir vergessen, dass wir Menschen sind – mit Bedürfnissen, Empfindungen und Fehlern. Wir kommen uns selbst abhanden. Kein Wunder, dass darunter die Beziehung zu unserem Partner leidet – bei vielen auch scheitert. Viele meiner Klientinnen und Klienten kommen denn auch zu mir, wenn die Kinder erwachsen werden und sie plötzlich feststellen: Der Mann oder die Frau neben mir im Bett ist mir fremd geworden. Auch hier hilft Beziehungsarbeit, gegenseitiges Verständnis für die Belastungen des Alltags und als Mama und Papa, es helfen aber vor allem auch regelmäßige Dates und Auszeiten als Paar.
An der eigenen Erscheinung arbeiten
Wenn Menschen sagen, auf die inneren Werte kommt es an, stimme ich gerne zu, ergänze aber immer: Auf die äußeren auch. Es ist normal, dass wir uns über die Jahre in einer Beziehung verändern: Das Haar wird dünner und grau, Falten ziehen sich durchs Gesicht und die Pölsterchen sitzen auch nicht mehr wie früher an der richtigen Stelle. Das ist aber etwas anderes, als wenn ich mich gehen lasse, mir 20 Kilogramm zusätzlich anfresse und meinen Partner vor allem als Blitzableiter meiner Launen sehe. Dann muss ich mich nicht wundern, wenn der irgendwann die Reißleine zieht.
Sei aufmerksam und respektvoll
Ein Kuss, eine Umarmung oder ein liebevolles Wort: Es sind die kleinen Gesten im Alltag, die eine Beziehung großartig machen. Sie signalisieren: Ich sehe und respektiere dich. Es braucht dafür keine teuren Geschenke. Sei in deiner Partnerschaft aufmerksam, wertschätzend und geduldig. Das hört sich einfach an. Aber auch das ist Arbeit, weil wir in einer Partnerschaft vieles für selbstverständlich nehmen.
Sag, wie du dich fühlst
Nur zu oft bekommen wir den Mund nicht auf, wenn wir gerade von Emotionen wie Wut, Angst und Trauer beherrscht werden. Dabei liegt hier ein Schlüssel für eine gute Beziehung. So viele Kämpfe könnten vermieden werden, wenn wir um das bitten würden, was wir brauchen, anstatt uns hinterher darüber zu beschweren, weil wir es nicht bekommen haben. Wir müssen über uns, unsere Gefühle und Bedürfnisse sprechen. Der andere kann nicht wissen, was in uns los ist. Dafür sollten wir unsere Verhaltensmuster kennen.
Hab keine Angst vor Konflikten
Auch die Liebe ist eine Geschäftsbeziehung, manchmal auch ein Machtkampf, in dem es ums Geben und Nehmen geht. Im Zentrum stehen deshalb immer wieder Verhandlungen, damit die Partner zu ihrem Recht kommen. Konflikte sind deshalb auch in einer Partnerschaft normal. Wenn beide sich auf eine offene Diskussion einlassen, entsteht ein wirklicher Austausch und die Bindung wird sogar gestärkt. Dafür ist es hilfreich, dem Gegenüber aufrichtig zuzuhören und nicht währenddessen in Gedanken an der eigenen Entgegnung zu feilen. Sei respektvoll und achte darauf, wie du dich ausdrückst. Versuche ruhig zu bleiben, spare dir Vorwürfe und suche im Team stattdessen nach Kompromissen. Manchmal hilft auch ein ehrlich gemeintes „Es tut mir leid“. Damit lassen sich oft stundenlange Scheingefechte abkürzen. Die Betonung liegt aber auf „ehrlich“.
Vergleich deine Partnerschaft nicht mit anderen
Unsere beste Freundin hat mehr Sex in ihrer Beziehung, der Mann der Nachbarin bringt jeden Freitag Blumen mit und unsere Arbeitskollegin und ihre Partnerin haben keine Geldsorgen. Vergleiche machen unglücklich. Zumal Dinge von außen oftmals anders aussehen, als sie tatsächlich sind. Es geht nie um die anderen, es geht immer um uns und wie wir uns in unserer Partnerschaft fühlen. Das können wir gestalten, indem wir die Zeit nutzen, das Beste aus unserer Beziehung zu machen.
Was einem Paar noch dabei hilft, auf dem richtigen Weg zu bleiben oder der Beziehung die richtige Wendung zu geben, liest du im im ersten Teil dieses Blog-Artikels.
Welche mutigen Wege es noch aus unglücklichen Beziehungen gibt, findest du auch in in Torsten Geilings Ratgeber "Ich will mich trennen".