Wenn die Beziehung zerbricht, ist das für die meisten von uns eine Katastrophe. Die Journalistin Charlotte Theile hat das selbst erlebt. In ihrem Podcast Breakup spricht sie mit Menschen, die eine Trennung hinter sich haben. In ihrer neuen Folge ist Torsten vom TrennDICH-Team zu Gast bei ihr.
Von Torsten Geiling
Die Liebe ist eines dieser magischen Dinge, die einfach geschehen, egal was wir tun oder wie wir uns entscheiden. Sie kommt zu uns und verlässt uns auch wieder, was unheimlich schmerzt und in einer emotionalen Tragödie enden kann.
In meiner Tätigkeit als Systemischer Coach bin ich mittlerweile dutzenden Menschen begegnet, die tagtäglich unter ihren schlechten Beziehungen leiden, denen die Liebe abhandengekommen ist, wie ein Stock oder Hut, oder die trotz ihrer Ehe eine neue Liebe gefunden haben und sich die Frage stellen, wie das alles werden soll. Angst vor der Trennung haben die meisten, vor dem Gespräch und der Leere, die vielleicht danach kommt, und die deshalb lieber über Monate und Jahre den Schmerz ihrer Partnerschaft ertragen.
Wenn es meine Klientinnen und Klienten interessiert, erzähle ich in solchen Momenten gerne von meinen Erfahrungen und von Menschen, denen es ähnlich ging, die aber einen Weg durchs Chaos gefunden haben, wenn auch nicht immer freiwillig. Für viele hat das etwas Tröstliches.
„Ich hätte gerne mehr solche Geschichten gehört, wie es anderen mit ihrer Trennung geht"
Charlotte Theile hat eine ähnliche Erfahrung gemacht, als ihre Beziehung nach 14 Jahren in die Brüche ging. „Für mich waren die Geschichten von anderen Menschen, die Ähnliches erlebt hatten, die wichtigste Ressource. Zu hören, wie andere mit einer solchen Krise umgegangen sind, wie sie gelitten und gelernt haben. Irgendwie brachte mir dieser Perspektivwechsel die Gewissheit, dass das Leben weitergeht. Nicht nur für andere Menschen, auch für mich. Dass das, was jetzt so unüberwindbar und schrecklich aussieht, in einem Jahr wieder ganz andere Dimensionen haben wird. Doch diese Gespräche mit Freunden waren selten.“
Charlotte ist 17, als sie ihren Freund kennenlernt. Trotz zwischenzeitlicher Fernbeziehung läuft es bei den beiden - 14 Jahre lang. Dann fährt er mit einer anderen Frau in den Urlaub. Für Charlotte ist das ein großer Vertrauensbruch, trotz einiger Freiheiten, die sich gegenseitig gewähren. Charlotte stellt ihn zu Rede, die darauffolgenden Wochen sind anstrengend, bis Charlotte eine klare Ansage von ihrem Freund fordert: Will er sie noch oder nicht? Die Antwort ist: Nein.
Und plötzlich fühlte sich Charlotte alleine. „Ich hätte gerne mehr solche Geschichten gehört, wie es anderen mit ihrer Trennung geht, aber im Internet, in Zeitungen, in Podcasts fand ich nur wenige“, erzählt Charlotte. Im Sommer 2019 hatte sie dann etwas Zeit. „Mein Liebeskummer war nicht mehr ganz so schlimm. Und: Ich wollte etwas Neues ausprobieren“, sagt die 33-Jährige, die bis dahin ihre journalistische Arbeit vor allem aufs Schreiben, aufs Berichten beschränkt hatte. Sie kaufte sich ein Mikrofon, las sich ein und nahm dann mit einem ihrer besten Freunde den ersten Podcast zum Scheitern der Liebe auf. „Die Aufregung, als ich einige Wochen später auf ‚Veröffentlichen‘ klickte, spüre ich immer noch.“
20 000 Menschen hören regelmäßig zu
Danach passierte etwas, mit dem Charlotte nicht gerechnet hatte: Der Trennungsschmerz, der sie bis dahin begleitet hatte, verschwand, fast augenblicklich. Das bestätigen ihr auch hin und wieder ihre Podcast-Gäste: „Nachdem sie ihre Geschichte öffentlich erzählt hatten, ging es ihnen plötzlich deutlich besser, schreibt Charlotte in einem Artikel in der Berliner Zeitung „Es war, als hätte ich diese Sache damit losgelassen“, sagte ihr zum Beispiel Helene, die ihre Geschichte im September live vor einigen Hundert Leuten bei der Breakup Podcast Night in Zürich erzählt hatte.
Anfangs war es für Charlotte gar nicht so einfach Gäste für ihren Podcast zu finden. „Ich fragte Freundinnen und Bekannte, ich sprach zwei Männer an, die in einer Bar über ihre Scheidungen sprachen.“ Mittlerweile ist das anders. Fast täglich bekommt sie von ihren Hörerinnen und Hörern Post, viele wollen ihre Geschichte erzählen.
So sind inzwischen über 45 Folgen von „Breakup – der Podcast übers Schlussmachen“ live gegangen. „Man könnte auch sagen: Es ist inzwischen eine gigantische Selbsthilfegruppe“, sagt Charlotte. Mehr als 20.000 Menschen hören auf allen möglichen Plattformen zu, wie ihr alle zwei Wochen jemand eine Trennungsgeschichte erzählt. Ungeschönt, ungescripted und hin und wieder anonym.
"Jede einzelne Geschichte hat mir etwas Neues beigebracht"
Auch ich höre gerne rein, wenn Charlotte alle zwei Wochen am Samstagmorgen eine neue Folge veröffentlicht, und das, obwohl ich mich unter der Woche in den Coachings und Seminaren viel mit dem Thema Trennung und dem Leben meiner Klientinnen und Klienten beschäftige. Aber da geht es mir wie Charlotte, die bisher nicht das Gefühl hat, dass sich das Thema abnutzt oder die Geschichten sich langsam wiederholen. „Das liegt vielleicht daran, dass jede unglückliche Beziehung auf ihre eigene Art unglücklich ist. Vielleicht hat es aber auch damit zu tun, dass es bis heute nicht allzu viele ehrliche Geschichten über die Liebe gibt“, meint Charlotte.
Jede Trennung stehe für sich. „Und jede einzelne Geschichte hat mir etwas Neues beigebracht. Etwa, welche Muster es in toxischen Beziehungen gibt. Oder warum manche Menschen so lange in unglücklichen Ehen verharren.“ Und sie hat viel gelernt, nicht zuletzt weil sie auch ab und an Experten in ihren Podcast einlädt. So weiß sie heute einiges auch über die Rechte von geschiedenen Vätern – oder darüber, welchen Einfluss psychische Krankheiten auf eine Beziehung haben können.
Charlotte ist keine psychologische Beraterin und auch kein Coach und das möchte sie auch gar nicht sein. Mit „Breakup“ hat sie dennoch eine Plattform für Menschen geschaffen, die eine schmerzhafte Trennung hinter sich haben und die sich trauen, davon zu erzählen. Nicht, weil sie dem oder der Ex noch eine mitgeben wollen, sondern weil sie hoffen, anderen damit helfen zu können. Das macht diesen Podcast so wertvoll. Er macht Mut, Mut sich schlecht fühlen zu dürfen, Mut loszulassen, Mut seinen Schmerz mit anderen zu teilen und Mut zu gehen, wenn die Beziehung keine Zukunft mehr hat.
TrennDICH bzw. Torsten ist am Samstag zu Gast bei Breakup
Die Geschichten in „Breakup“ zeigen, dass die Schritte aus der Krise mühsam sind und es keine Abkürzungen gibt, aber auch, dass sich neue Türen öffnen, wenn man erst einmal unterwegs ist. Für mich ist eine der Botschaften: Wenn du einfach weitergehst, wirst du bald merken, dass das Schlimmste bereits hinter dir liegt.
In ihrer neuen Folge (5. Juni) ist TrennDICH bzw. bin ich zu Gast bei Charlotte im Podcast. Wir haben natürlich übers Schlussmachen gesprochen, und über TrennDICH und wie wir Menschen vor, während und nach ihrer Trennung unterstützen – und über meine persönlichen Erfahrungen bei diesem Thema. Hört doch mal rein und gerne auch in jede andere Geschichte, hier geht’s zum
Podcast.