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Trennung mit Kind – Die wichtigsten Fragen von Eltern

Torsten Geiling • 14. Mai 2023

Wie Kinder eine Trennung am besten verkraften

Bei einer Trennung haben Eltern viele Fragen
 Eine Trennung ist eine emotionale Achterbahnfahrt, besonders wenn Kinder davon betroffen sind. Es ist normal, dass viele Väter und Mütter deshalb Bedenken haben, ihre Pläne in die Tat umzusetzen. Sie wollen auf ihre eigenen Bedürfnisse achten und trotzdem das Wohl ihrer Kinder nicht aus den Augen verlieren. Das allein führt viele an den Rand der Erschöpfung. 

Von Torsten Geiling 

Das sind die Fragen, die in meinen Coachings Väter und Mütter am häufigsten vor einer Trennung beschäftigen:

Macht es Sinn, wegen der Kinder noch eine gewisse Zeit zusammenzubleiben, etwa bis sie aus dem Haus sind?
Kinder sind sensibel und wissen mehr als wir uns als Eltern oft vorstellen. Es ist also zwecklos, schwierige Situationen vor ihnen geheim halten zu wollen. Damit ist die Frage eigentlich schon beantwortet. Trotzdem zögern viele Eltern sich zu trennen.

Da sind die (unausgesprochenen) Vorwürfe aus dem Umfeld: Das kannst du euren Kindern nicht antun. Scheidungskinder leiden ein Leben lang. Hast du das nicht gemerkt, als noch keine Kinder da waren?! Die paar Jahre bis zum Auszug wirst du schon noch durchhalten. Kinder brauchen eine Familie mit Vater und Mutter.

Ja, genau. Kinder brauchen Bezugspersonen, um sich gesund zu entwickeln. Sie müssen dafür aber nicht in einer traditionellen Kleinfamilie aufwachsen. Das hat die Wissenschaft längst belegt. Kinder können aus einer Krise wie der Scheidung ihrer Eltern sogar gestärkt hervorgehen, WENN die Kinder zu beiden Elternteilen einen liebevollen und zugewandten Kontakt behalten. ODER wenn zumindest ein Elternteil besonders liebevoll und sensibel mit ihnen umgeht. Dann können Scheidungskinder sich sogar resilienter und sozial kompetenter als ihre Altersgenossen entwickeln.

Wie schlimm ist eine Trennung für Kinder?
Das darf man nicht kleinreden. Kinder, deren Eltern sich scheiden lassen, haben damit zu kämpfen. Das machen verschiedene Studien deutlich. Allerdings zeigen diese Studien auch, dass Kinder, die in einer Familie aufwachsen, in der die Eltern unglücklich sind und sich oft streiten, mindestens ähnliche Probleme haben wie Kinder von geschiedenen Eltern.

Kinder spüren intensiv die Gefühle ihrer Eltern. Wenn Papa und/oder Mama unglücklich sind, wirkt sich das auch auf ihre Welt aus – das geht soweit, dass sie Verantwortung für Dinge übernehmen, die ihrem Alter nicht gemäß sind und sie emotional deshalb nicht tragen können. 

Kinder lernen zudem ihr Verhalten durch Nachahmung und orientieren sich (zumindest in den ersten Jahren) stark an ihren Eltern. Erleben sie tagtäglich Streit, vielleicht sogar Gewalt, oder auch „nur“ ein gleichgültiges Nebeneinander von Papa und Mama, dann kann sich das auf ihr späteres Sozial- und Beziehungsverhalten viel eher negativ auswirken als eine Trennung. 

Eine Trennung bedeutet nicht, dass man beziehungsunfähig ist oder einen unsicheren Bindungsstil hat. Im Gegenteil: Wenn ich erkenne, dass mir die Beziehung nicht guttut und ich mich daraus lösen kann, spricht das viel eher für einen stabilen Bindungstyp und einem gesunden Beziehungsverhalten. Und ist es nicht das, was ich meinen Kindern beibringen möchte? Vielmehr, als auf Gedeih und Verderb in einer Beziehung zu verharren, die meinen Interessen und Bedürfnissen entgegensteht?

Viele Eltern, die vor einer Trennung stehen, haben vor allem Schuldgefühle und Ängste. Wie wäre es, wenn sie auch stolz auf sich sind, weil sie ihren Kindern eine wichtige Botschaft für ihr Leben mitgeben: „Wenn du unglücklich bist und dich deine Beziehung belastet, dann solltest du auf dich hören und diese Beziehung beenden. Das ist in Ordnung.“

Gibt es ein richtiges Alter für eine Trennung?
Nein, das gibt es nicht. Eine Trennung ist für Kinder jedes Alters erst einmal ein GAU. 

Kinder wünschen sich fast immer, dass die Eltern zusammenbleiben. Sie kennen ja keine andere Familienkonstellation. Und alles, was man nicht kennt, macht erst einmal Angst.

Kinder im Säuglingsalter bekommen die Trennung noch nicht bewusst mit. Sollen sie aber zu beiden Elternteilen eine enge Beziehung aufbauen, dann muss das bei der Umgangsregelung bedacht werden. Denn das kann nur durch regelmäßigen, intensiven Kontakt stattfinden.

Kinder im Kindergarten- und Schulalter bekommen die Trennung bereits bewusst mit. Die Eltern sollten sich Zeit nehmen, den Kindern die Situation zu erklären und sie in ihrer Unsicherheit und mit ihren Ängsten aufzufangen. Je älter sie sind, desto besser kann man ihnen die Trennung erklären – was es aber nicht zwangsläufig einfacher oder leichter macht.

Das gleiche gilt für Jugendliche und junge Erwachsene. Mit ihnen kann man die Situation relativ offen besprechen. Im Normalfall. Vielleicht passiert aber auch das Gegenteil und die Kinder verweigern sich jedem Gespräch oder sind dann durch die Trennung mit ihren eigenen Abgrenzungs- und Abnabelungsprozessen überfordert. 

Selbst erwachsene Kinder mit eigener Wohnung oder Familie können mit Unverständnis und Vorwürfen reagieren. 

Was kann ich tun, damit die Trennung die Kinder möglichst wenig schmerzt?
Ich sage meinen Klientinnen und Klienten immer: Zum Streiten braucht es nur einen Partner. Für eine Abmachung aber zwei. Das gilt auch für diesen Punkt. Sie können als Einzelperson alles versuchen, die Krise bei den Kindern möglichst klein zu halten. Wenn ihr Partner querschießt, haben sie keine Chance. Zumal, wenn Sie der Aufbrechende sind (siehe oben). 

Trotz der Trennung wäre eine Miteinander mit Blick auf die Kinder wichtig. Sie sollten sich gemeinsam darum bemühen, für ihre Kinder weiterhin als Eltern zu fungieren und eine elterliche Verantwortung übernehmen. Damit lassen sich die Auswirkungen einer Scheidung nicht verhindern, sie lassen sich aber minimieren. 

Dazu gehört auch, über den anderen Elternteil wohlwollend im Beisein der Kinder zu sprechen. Das funktioniert am besten, wenn es ihnen gelingt, die Eltern- und Paarebene nicht zu vermischen. Sie sind enttäuscht, verletzt, wütend. Das dürfen sie sein. Aber bitte lassen Sie ihre Gefühle (gerade in Bezug auf den Partner) nicht vor den Kindern raus. Das gilt auch für Streitereien um das Sorgerecht und den Unterhalt, Schuldzuweisungen oder Befindlichkeiten wegen eines neuen Partners. Das alles sollte auf der Paarebene unter Ausschluss der Kinder diskutiert werden, so sehr es sie auch befriedigen mag, den Kindern einmal zu zeigen, was für ein Idiot der andere ist.

Kinder lieben beide Elternteile. Sie sollten sich nicht entscheiden müssen. Aussagen wie „Papa/Mama ist schuld, dass wir uns trennen“ stürzen Kinder in einen Loyalitätskonflikt, den sie nur schwer aushalten können. 

Und selbst wenn sich ihr (Ex-)Partner daneben benimmt und sich nicht an Absprachen hält, tun sie es ihm nicht gleich. Es reicht, wenn ein Elternteil an den Kindern zieht. Dazu zählt auch, dass Sie sich nicht bei den Kindern ausheulen oder Trost suchen sollten. Kinder sind kein Partnerersatz und mit dieser Situation ganz schnell überfordert. Das heißt nicht, dass sie ihnen etwas vorspielen müssen, natürlich können Sie ihnen sagen, dass es ihnen nicht gut geht.

Meist ist es so, dass Kinder sich in einem Trennungsprozess auf eine Seite schlagen, häufig auf die des verlassenen und damit vermeintlich schwächeren Elternteils. So schwer das auch fällt, das sollte man akzeptieren. Vorerst zumindest. Gerade bei älteren Kindern ist es wichtig, die Kontaktangebote trotz der Zurückweisung nicht einzustellen. Bleiben Sie offen, melden Sie sich regelmäßig, suchen Sie das Gespräch und bieten Sie Treffen an. 


Wie erklären wir den Kindern die Trennung?
Am besten gemeinsam. Und zwar erst dann, wenn die Trennung tatsächlich feststeht. Man muss nicht zusätzlich Unsicherheiten schüren. 

Setzen Sie sich an einen Tisch und sagen sie ihnen möglichst ruhig und knapp, was Sache ist: „Papa und Mama trennen sich. Wir sind aber als Eltern weiterhin gemeinsam für euch da. Und daran wird sich auch nichts ändern.“ 

Viel wichtiger als der genaue Wortlaut ist das Gefühl, das Sie ihnen mit diesem Gespräch vermitteln sollten: Sicherheit. Denn die Trennung ist für Kinder meistens ein Schock, auch wenn es vielleicht viel Streit im Vorfeld gab und sie es schon geahnt haben. 

Sagen Sie den Kindern so klar wie möglich, wie es nun weitergeht: Wer wird wo wohnen? Wie und wo treffe ich den anderen Elternteil? Usw. Machen Sie aber keine Versprechungen, die Sie nicht halten können. Je nach Alter sollten Sie die Kinder an der Zukunftsplanung beteiligen. Nehmen Sie ihre Sorgen ernst. Bieten Sie ihnen immer wieder Gesprächsmöglichkeiten an, bedrängen Sie sie aber nicht. Auch die Kinder brauchen Zeit, zum Verarbeiten. 

Wenn sich Ihr Partner einem solchen Gespräch verweigert, sprechen Sie allein mit den Kindern. Die Kinder haben ein Recht zu erfahren, was los ist und was mit ihnen passiert.

Kinder machen sich bei einer Trennung viele Sorgen, an die Eltern nicht gleich denken. In einem zweiten Teil zu „Trennung mit Kind“ gebe ich demnächst Antworten darauf, welche Fragen sich Kinder bei einer Trennung sonst noch stellen. 

Foto-Credits: Pixabay, Freepik - Bild von <a href="https://de.freepik.com/fotos-kostenlos/vollschusskind-mit-gebrochener-zeichnung_8445549.htm#query=Trennung%20Kinder&position=1&from_view=search&track=ais">Freepik</a>
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Dabei ist es egal, ob sie 3 oder 30 Jahre alt sind, auch wenn die Trennung je nach Lebensalter natürlich eine andere Bedeutung für die Kinder hat. Jedes Kind hat eine Erklärung verdient Wenn ihr euch als Paar trennt, aber als Eltern gemeinsam weiter agiert, ist das auch im Sinne der Kinder. Oftmals werden die Kinder aber zum Trostpflaster, Faustpfand und Spielball in der Auseinandersetzung der Eltern. Versucht das zu vermeiden, auch wenn klar ist, dafür reicht ein Elternteil aus, der sich nicht daranhält. Geht stattdessen ehrlich mit der Trennung (und einer Scheidung) um. Jedes Kind hat eine Erklärung verdient. Ein offenes Ohr und emotionale Unterstützung sind wichtig, damit die Kinder ihre Gefühle und Ängste verarbeiten können. Dazu gehört auch, mit ihnen altersgemäß zu reden. Was und wie viel man erzählt, stimmen die Eltern am besten untereinander ab. Aber eines sollte klar sein: Auf der Beziehungsebene des Paares haben die Kinder nichts verloren. Die Kinder sollten also nicht mit den Verletzungen, den Schuldgefühlen und der Enttäuschung unter den Eltern konfrontiert und belastet werden. Stattdessen sollte man sich gemeinsam Zeit für ihre Sorgen und Nöte nehmen, so schwer das gemeinsam auch fallen mag. Aber Schmerz gibt es auch bei den Kindern und Jugendlichen jede Menge. Von Wutausbrüchen bis zu Erbrechen, Übelkeit und Kopfschmerzen Jedes Kind zeigt dabei andere Reaktionen. Die Skala reicht von Wutausbrüchen und Weglaufen, über Trauer und Depression bis hin zu psychosomatischen Symptomen wie Erbrechen, Übelkeit, Kopfschmerzen oder auch Einnässen. Mögliche Fragen und Sätze, die die Kinder und Jugendliche quälen können: • Welche Schuld habe ich an der Trennung? Hat es vielleicht an mir und meinem Verhalten gelegen? Hätte ich die Trennung verhindern können? • Wenn Papa oder Mama auszieht, werde ich ihn oder sie dann noch regelmäßig sehen? • Mein Vater verlässt meine Mutter (oder umgekehrt). Wird er das auch mit mir machen? • Meine Eltern wissen, dass meine Welt zusammenbricht. Warum trennen sie sich trotzdem? • Ich liebe Papa und Mama. Muss ich mich jetzt zwischen beiden entscheiden? • Muss das Haus jetzt verkauft werden? Müssen wir umziehen? Verliere ich den Kontakt zu meinen Freunden? Muss Mama/Papa jetzt mehr arbeiten und hat dann weniger Zeit für mich? • Mama und/oder Papa geht es nicht gut. Ich muss nun die Verantwortung für sie/ihn übernehmen. Trotz der eigenen Probleme und eines Gefühlschaos sollten Eltern daher immer im Auge behalten: Was braucht meine Tochter und/oder mein Sohn in diesem Moment? Helfen Sie ihren Kindern dabei, Worte zu finden für das, was sie gerade umtreibt. Fragen Sie sie: Wie geht es dir? Was kann ich für dich tun? Wie fühlst du dich? Ohne mit ihren Antworten den Kindern Hoffnung zu machen, dass die Trennung nur vorrübergehend ist. Auch Kinder können nach einem Schuldigen suchen Gerade Jugendliche sollten in Fragen einbezogen werden, die sie betreffen. Die Eltern sollten sich mit ihren Wünschen auseinandersetzen und über Veränderungen und Regeln sprechen, die durch die Trennung entstehen. Sei trotz der Trennung als Papa und Mama da und biete dich immer wieder an – auch wenn das sehr frustrierend sein kann. Weil Kinder Kinder sind, suchen sie sich vielleicht einen Schuldigen. Auch sie brauchen eine Erklärung, ein Narrativ, warum es so gekommen ist. Und das fällt auch in ihrer Welt leichter, wenn sie jemand die Schuld geben können. Sie verbünden sich mit dem vermeintlich schwächeren Elternteil, oft ist das der Verlassene. Deshalb sollten sich Aufbrechende darauf einstellen, dass die Beziehung zu den Kindern (vorerst) schwierig und von Ablehnung und Feindseligkeit geprägt sein kann, vor allem wenn der Ex-Partner dies nutzt, um sich zu rächen. Da hilft es nur, langfristig zu denken, Verständnis für das Leid mitzubringen und jede Menge Geduld. Eine andere Chance hast du nicht. Sollte der Kontakt abgelehnt werden oder nicht zustande kommen, ist es auch eine gute Möglichkeit, Tagebuch darüber zu führen, was du versucht und angeboten hast, um es bei Bedarf den Kindern später einmal zeigen zu können. Es ist schwer auszuhalten, wenn der andere einen Wettkampf um die Liebe des Kindes beginnt oder seine Bedürfnisse in den Vordergrund stellt. Spiel trotzdem nicht mit und suche Hilfe bei einer Beratungsstelle oder dem Jugendamt, wenn du das Wohl des Kindes gefährdet siehst oder du dir Sorgen machst, weil dein Kind Auffälligkeiten im Verhalten oder emotionale Probleme zeigt. Trennungskinder sind nicht automatisch fürs Leben gezeichnet Nicht immer ist sofort psychotherapeutische Hilfe nötig. Wie die meisten Erwachsenen gewöhnen sich auch Kinder und Jugendliche mit der Zeit an die neue Familiensituation. Einfacher wird das, wenn die Kinder beide Elternteile weiterhin als verlässliche Ansprechpartner erleben, die auf ihre Bedürfnisse, Sorgen und Nöte eingehen. Negative Gefühle und Verlustängste nehmen ab und die Kinder können sich wieder mich sich selbst und ihrer Entwicklung beschäftigen. Trennungskinder sind auch nicht automatisch durch das Ereignis traumatisiert oder fürs Leben gezeichnet. Eine Familie aus Papa, Mama und Kindern kann ein Hort für Liebe und Vertrauen sein. Manchmal ist es aber auch ein Schlachtfeld und jede andere Form der Familienzusammensetzung ist um ein Vielfaches besser. Zumal Studien zur Trennung mit Kindern inzwischen zeigen, dass Kinder und Jugendliche eine Trennung gut verarbeiten können und keine Auffälligkeiten gegenüber Kindern aus intakten Familien zeigen müssen. Dass dem so kommt, daran haben die Erwachsenen einen entscheidenden Anteil. Je mehr miteinander sie als Eltern pflegen und je weniger Drama sie veranstalten, desto weniger dramatisch empfinden die Kinder die Trennung. Das gilt übrigens auch in abgestufter Form für alle anderen Erwachsenen im Familien- und Freundeskreis, Großeltern, Onkel und Tanten, Freunde und Freundinnen der Eltern. Weitere Informationen findest du im Blogbeitrag "Wir Kinder eine Trennung am besten verkraften" und im Trennungsratgeber "Ich will mich trennen" .
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Taktik und Strategie sind auch in einem Trennungsgespräch wichtig. Deshalb solltest du dir darüber Gedanken machen, wie deine Partnerin oder dein Partner reagiert.
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