Blog-Layout

Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert

Torsten Geiling • 18. Januar 2022

Ein Mailverkehr mit guten Vorsätzen

Weihnachtskarten und Neujahrwünsche sind nicht meine große Leidenschaft. Ein Klient hat mir einige Tage nach dem Jahreswechsel eine Mail geschrieben, mit besten Wünschen für mich und einigen Vorsätzen für sich, was sich in 2022 alles bei ihm ändern soll. Ich habe ihm darauf geantwortet und es ist ein kleiner Mailverkehr entstanden. 

Hallo Leon,
auch ich wünsche Dir alles Gute, vor allem, dass sich alles ordnet und sich dein Leben wieder etwas leichter anfühlt.  Ich bin ja eher skeptisch mit guten Vorsätzen ins neue Jahr zu starten. Nicht umsonst gibt es den Spruch: Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. 

Es bringt uns zwar auf der einen Seite weiter, sich immer wieder Dinge vorzunehmen, die uns herausfordern. Auf der anderen Seite besteht aber die Gefahr, dass wir uns Ziele setzen, die wir zwar für erstrebenswert erachten, deren Erreichung uns aber überfordern. Und so ist es ja oftmals: Die Vorsätze nicht mehr zu rauchen, mehr Sport zu treiben oder die Neuorientierung im Job und im Privatleben endlich anzugehen werden oftmals zur Seifenblase, die so schnell zerplatzt wie sie gekommen ist. 

Ich halte Klarheit beim Blick auf die Realität deshalb für zielführender. Ich mache ich die ersten Wochen im neuen Jahr oftmals Inventur: Was ist (noch) da, was fehlt, was kann weg?!   

Eine solche Inventur schafft Überblick. Sowas geht nicht mit einem Kopf, der im Sand steckt. Dazu muss man die Perspektive wechseln und sich neu ausrichten, auch wenn man damit viel riskiert. Denn was man sieht, muss einem nicht gefallen. Und es öffnet neue Fragen: Was mach ich nun damit? Kann das wirklich weg oder kommt es auf den Stapel der Dinge, von denen ich mich nicht trennen mag. 

Wie die Antwort jeweils ausfällt, muss jeder selbst wissen. Aber gelegentlich tut es gut, sich selber daran zu erinnern, ehrlich mit sich zu sein. Denn wer nicht bereit zum Verlust ist, kann auch nichts gewinnen.   

Ich weiß nicht mehr wo, aber ich habe vor einigen Tagen von einer schönen Metapher fürs Leben gelesen: Sieh darin einen langen und kräftigen Fluss, auf dem du fährst. Hin und wieder gelangst du unweigerlich an gefährliche Stromschnellen. Und alles, was du tun kannst, ist Kurs zu halten und so gut wie möglich hindurch zu steuern. Denn die Strömung treibt dich eisern vorwärts. Wenn du dich gegen sie stemmst, kannst du kentern und untergehen. Also bleib ruhig und nimm die Wellen, wie sie kommen, auch wenn du Wasser schluckst. Der Fluss wird dich auch wieder in seichtere Gewässer führen, in denen du Kraft schöpfen und deine Reise genießen kannst. 
Herzliche Grüße 
Torsten

Leons Antwort

Hallo Torsten, vielen Dank! Das Bild mit dem Fluss hat sowas von Schicksal. Vielleicht ist mein Problem im Augenblick eher, dass ich mich treiben lasse. Vielleicht wäre es besser, vor der nächsten Flussverzweigung am Ufer festzumachen, auf den nächsten Gipfel zu steigen und von oben Orientierung zu erlangen, welche Abzweigung die richtige ist. Das wäre dann ja auch im Sinne der zuerst von dir erwähnten Inventur. Leider sehe ich derzeit keinen Gipfel, der einen Überblick bietet… Ich muss dringend meine Hausaufgaben machen, die du mir gegeben hast, und mir die Frage stellen, was MIR im Leben WIRKLICH wichtig ist. Das fehlt immer noch. 
Viele Grüße!

RE: Auch Nichts-Tun bringt dich voran

Hallo Leon, 
ja, die Metapher hat etwas von Schicksal. Und gleichzeitig bedeutet die Bootsfahrt ja nicht, dass du nichts tust, wenn du dich auf dem Fluss ein Stück treiben lässt. Es geht ja voran. Ich glaube vielmehr, dass die Aufgabe des NICHTS-TUNS dir dabei hilft, deinen weiteren Weg fortsetzen zu können. Nutze die Zeit. Beschäftige dich mit dir selbst. Begib dich auf die Suche nach deiner Identität. Ein notwendiger Schritt auf dem Weg dazu ist die Bereitschaft, sich gegenüber den Wünschen und Erwartungen anderer Menschen abzugrenzen. Der Philosoph Michael Bordt hat in einem seiner Bücher mal geschrieben: "Wer sich immer danach richtet, was andere von einem wollen und nicht lernt, auf sich selbst zu hören, wird keine eigene Identität ausprägen können."

Erst wenn du weißt, was du willst, wirst du das den anderen deutlich machen können - und die Konsequenzen tragen müssen. Wenn du also das Gefühl hast, es ist an der Zeit, die Richtung oder dein Lebensziel zu verändern, entscheide dich ganz bewusst welche Abzweigung du nimmst. Wählst du den ruhigeren Flussarm, der vor sich hin mäandert oder den Kanal, in dem du schnell vorwärtskommst. Das kann entscheidend sein. Muss es aber nicht.  Und welche Abzweigung in welcher Lebensphase die richtige ist, das weiß man ja erst oft hinterher. Falls es ein richtig oder falsch überhaupt gibt.

Wie Steve Jobs mal sagte: You can‘t connect the dots looking foward. You can only connect them looking backwards. So you have to trust that the dots will somehow connect in the future. 

Aber etwas Überblick und eine andere Perspektive ist sicher gut und hilft, sich in den Mittelpunkt zu stellen. Wie etwa bei deiner Hausaufgabe. Zur Erinnerung: Nimm ein leeres Blatt und ziehe in der Mitte einen Strich. Links notierst du die Dinge, die du für dringend hältst, egal ob sie wichtig sind oder nicht. Rechts die Dinge, die du dir wünschst, die du erreichen oder nicht verlieren möchtest, also die Dinge, die dir wirklich wichtig sind. Wenn du die Listen schreibst, denke nicht zu lange nach und frag dich nicht, ob diese Dinge zurecht dort stehen. Schreib sie einfach auf. 

Wir alle haben ein Bild von uns, was wir zu sein glauben oder sein wollen, und das blockiert uns zu sehen, wer wir wirklich sind. 

Wenn du die Dinge notiert hast, melde dich gerne. Ich bin gespannt. Dann setzen wir die Reise gemeinsam fort. 
LG Torsten
Ein Mann geht durch den Nebel in einem dunklen Wald
von Torsten Geiling 18. Februar 2025
Viele Menschen bleiben aus Schuldgefühlen in unerfüllten Beziehungen gefangen. In diesem Artikel liest du, warum Schuldgefühle entstehen, was sie uns lehren können und wie wir lernen können, Verantwortung zu übernehmen, ohne uns selbst zu verlieren.
von Torsten Geiling 7. Januar 2025
Lisa Jahns und Torsten Geiling zeigen in ihrem gemeinsamen Buch "Du wusstest doch, dass ich Kinder habe! Wie du in deiner Patchworkfamilie selbstbestimmt Grenzen setzt und ihr ein Paar bleibt" Wege zu einer authentischen Beziehung in Patchworkkonstellationen. Als Paar, das selbst eine Patchworkfamilie lebt, und als Beziehungsberater kennen wir die stillen Zweifel, die gesellschaftlichen Erwartungen und die tiefe Sehnsucht nach einem authentischen Weg, der allen Beteiligten gerecht wird.
von Torsten Geiling 3. Dezember 2024
Nach einer Trennung verfallen viele Menschen in blinden Aktionismus und setzen sich unter Druck, alles sofort perfekt regeln zu müssen, was letztlich nur der Vermeidung schmerzhafter Gefühle dient. Torsten Geiling zeigt im Artikel anhand eines konkreten Fallbeispiels, warum bewusstes Innehalten und die Anerkennung des bereits Geleisteten zentrale Bausteine für einen gesunden Trennungsprozess sind - denn erst in diesen Momenten der Pause können wir unsere Gefühle verarbeiten und neue Kraft für die nächsten Schritte sammeln.
Es ist Zeit für eine Entscheidung. Du hast es in der Hand.
von Torsten Geiling 30. Oktober 2024
Die Affäre fühlt sich aufregend an, die Ehe gibt Sicherheit - und du steckst mittendrin? Als Trennungsberater begleite ich häufig Menschen in diesem Dilemma. Hier erfährst du, wie du zu einer klaren Entscheidung findest, die sich auch langfristig richtig anfühlt.
Ein einsamer Mann blickt aufs Meer.
von Torsten Geiling 23. Oktober 2024
Viele Menschen bleiben in unglücklichen Beziehungen, weil sie die Einsamkeit danach fürchten. Doch wer sich dieser Angst stellt, kann gestärkt daraus hervorgehen. Wie tief diese Angst in uns verwurzelt ist und warum sie oft mit mangelnder Selbstliebe zusammenhängt, zeigen Erfahrungen aus der Trennungsberatung. Ein Selbstreflexions-Check und konkrete Tipps helfen dir dabei, dich dieser Angst zu stellen und den Weg in ein selbstbestimmtes Leben zu finden.
von Torsten Geiling 16. Oktober 2024
In persönlichen oder beruflichen Krisen neigen wir oft dazu, uns selbst zu vernachlässigen. Wir stürzen uns in Arbeit, kümmern uns um andere und vergessen dabei das Wichtigste: uns selbst. Doch gerade in schwierigen Phasen ist Selbstfürsorge nicht nur wichtig, sondern essenziell für unsere Widerstandsfähigkeit und die Fähigkeit, die Krise zum Guten zu wenden. Von Torsten Geiling ❗️Stell dir vor, du sitzt in einem Flugzeug. Plötzlich fallen die Sauerstoffmasken von der Decke. Was lautet die erste Anweisung? Richtig: „Setzen Sie zuerst Ihre eigene Maske auf, bevor Sie anderen helfen.“ 🛫 Diese Anweisung aus der Luftfahrt – „Put on your oxygen mask before you help others“ – ist nicht nur für Notfälle im Flugzeug gültig. Sie ist eine kraftvolle Metapher für unser tägliches Leben, besonders in Beziehungen und während Trennungsphasen. Denk mal darüber nach: Der einzige Mensch, mit dem du 24 Stunden am Tag zusammen bist, bist du selbst. Schon allein deshalb solltest du dafür sorgen, dass du zu Atem kommst und es dir gutgeht. 🙂 Warum ist Selbstliebe so wichtig? 1. Sie gibt dir Kraft für die Herausforderungen des Lebens - Wie eine Sauerstoffmaske versorgt Selbstliebe dich mit der nötigen Luft, um Krisen zu bewältigen. - Sie hilft dir, deine inneren Ressourcen zu aktivieren und resilient zu bleiben. 2. Sie hilft dir, gesunde Grenzen zu setzen - Selbstliebe lehrt dich, „Nein“ zu sagen, wenn etwas nicht gut für dich ist. - Sie ermutigt dich, deine Bedürfnisse zu erkennen und zu kommunizieren. 3. Sie ermöglicht es dir, authentische Beziehungen zu führen - Wenn du dich selbst liebst und akzeptierst, kannst du anderen gegenüber offener und ehrlicher sein. - Du ziehst eher Menschen an, die dich so schätzen, wie du wirklich bist. 4. Sie ist die Grundlage für echtes Mitgefühl - für dich und andere - Indem du lernst, mit dir selbst geduldig und verständnisvoll zu sein, kannst du diese Qualitäten auch anderen gegenüber leichter zeigen. - Selbstliebe hilft dir, sowohl deine eigenen Fehler als auch die anderer zu verzeihen. 🤔Denk daran: Du kannst anderen nur dann wirklich helfen, wenn du selbst stabil stehst. Nimm dir also einen Moment Zeit, um deine „Sauerstoffmaske“ aufzusetzen. Weitere Tipps und Unterstützung während einer Krise findest du auch in meinem Buch „ Ich will mich trennen “.
Eine gelingende Beziehung zwischen zwei Menschen ist Arbeit.
von Torsten Geiling 7. August 2024
Eine Beziehung ist ein herausforderndes Abenteuer, das nicht immer gutgeht. An einer Partnerschaft lässt sich aber arbeiten - wenn sich die Partner respektvoll und interessiert aufeinander einlassen. Aus vielen Begegnungen und Coachings hat Trennungsberater Torsten Geiling sechs Bausteine zusammengetragen.
Die Liebe ist kein Unwort - für sein Beziehung kann man dennoch etwas tun
von Torsten Geiling 23. Juli 2024
Fast jede zweite Ehe wird in Europa geschieden. Noch öfter gehen Beziehungen in die Brüche. Doch gibt es ein Geheimnis, wie man sich die Liebe als Paar bewahren kann? Der Systemische Coach Torsten Geiling berät seit 5 Jahren Menschen vor, während und nach ihrer Trennung. Der Trennungscoach hat zwölf Bausteine identifiziert, auf die sich eine glückliche Partnerschaft gründen lassen.
Der Trennungsberater und systemische Coach Torsten Geiling denkt nach.
von Torsten Geiling 27. Juni 2024
Gehen oder bleiben? Die Entscheidung über eine Trennung vom Partner kann uns schlaflose Nächte bereiten. Was wäre aber, wenn heute unser letzter Tag wäre? Würden wir bereuen, die Entscheidung immer wieder vertagt zu haben?
von Torsten Geiling 25. März 2024
Eine Trennung ist schmerzhaft – und zwar für alle Beteiligten. Gerade auch für die gemeinsamen Kinder, zumal sie bei dieser Entscheidung nicht gefragt werden. Von Torsten Geiling Eines vorweg: Ein gutes Trennungsalter bei Kindern gibt es genauso wenig wie den richtigen Termin für ein Trennungsgespräch. Für Kinder und Jugendliche ist die Trennung der Eltern immer ein großer Schreck, verbunden mit vielen Sorgen. Auch sie haben Angst vor dem was kommt, weil es auch für sie wie ein schwarzes Loch anfühlt. Kinder und Jugendliche sind sensibel und wissen mehr, als wir uns das als Erwachsene oft vorstellen. Es ist also zwecklos, schwierige Situationen vor ihnen geheim halten zu wollen. Viele leiden deshalb auch schon in der Zeit vor der Trennung, unter den andauernden Konflikten, der angespannten Atmosphäre, den Streitereien und im Zuge davon unter einer Vernachlässigung durch die Eltern. Kinder wollen immer, dass ihre Eltern zusammenbleiben. Dabei ist es egal, ob sie 3 oder 30 Jahre alt sind, auch wenn die Trennung je nach Lebensalter natürlich eine andere Bedeutung für die Kinder hat. Jedes Kind hat eine Erklärung verdient Wenn ihr euch als Paar trennt, aber als Eltern gemeinsam weiter agiert, ist das auch im Sinne der Kinder. Oftmals werden die Kinder aber zum Trostpflaster, Faustpfand und Spielball in der Auseinandersetzung der Eltern. Versucht das zu vermeiden, auch wenn klar ist, dafür reicht ein Elternteil aus, der sich nicht daranhält. Geht stattdessen ehrlich mit der Trennung (und einer Scheidung) um. Jedes Kind hat eine Erklärung verdient. Ein offenes Ohr und emotionale Unterstützung sind wichtig, damit die Kinder ihre Gefühle und Ängste verarbeiten können. Dazu gehört auch, mit ihnen altersgemäß zu reden. Was und wie viel man erzählt, stimmen die Eltern am besten untereinander ab. Aber eines sollte klar sein: Auf der Beziehungsebene des Paares haben die Kinder nichts verloren. Die Kinder sollten also nicht mit den Verletzungen, den Schuldgefühlen und der Enttäuschung unter den Eltern konfrontiert und belastet werden. Stattdessen sollte man sich gemeinsam Zeit für ihre Sorgen und Nöte nehmen, so schwer das gemeinsam auch fallen mag. Aber Schmerz gibt es auch bei den Kindern und Jugendlichen jede Menge. Von Wutausbrüchen bis zu Erbrechen, Übelkeit und Kopfschmerzen Jedes Kind zeigt dabei andere Reaktionen. Die Skala reicht von Wutausbrüchen und Weglaufen, über Trauer und Depression bis hin zu psychosomatischen Symptomen wie Erbrechen, Übelkeit, Kopfschmerzen oder auch Einnässen. Mögliche Fragen und Sätze, die die Kinder und Jugendliche quälen können: • Welche Schuld habe ich an der Trennung? Hat es vielleicht an mir und meinem Verhalten gelegen? Hätte ich die Trennung verhindern können? • Wenn Papa oder Mama auszieht, werde ich ihn oder sie dann noch regelmäßig sehen? • Mein Vater verlässt meine Mutter (oder umgekehrt). Wird er das auch mit mir machen? • Meine Eltern wissen, dass meine Welt zusammenbricht. Warum trennen sie sich trotzdem? • Ich liebe Papa und Mama. Muss ich mich jetzt zwischen beiden entscheiden? • Muss das Haus jetzt verkauft werden? Müssen wir umziehen? Verliere ich den Kontakt zu meinen Freunden? Muss Mama/Papa jetzt mehr arbeiten und hat dann weniger Zeit für mich? • Mama und/oder Papa geht es nicht gut. Ich muss nun die Verantwortung für sie/ihn übernehmen. Trotz der eigenen Probleme und eines Gefühlschaos sollten Eltern daher immer im Auge behalten: Was braucht meine Tochter und/oder mein Sohn in diesem Moment? Helfen Sie ihren Kindern dabei, Worte zu finden für das, was sie gerade umtreibt. Fragen Sie sie: Wie geht es dir? Was kann ich für dich tun? Wie fühlst du dich? Ohne mit ihren Antworten den Kindern Hoffnung zu machen, dass die Trennung nur vorrübergehend ist. Auch Kinder können nach einem Schuldigen suchen Gerade Jugendliche sollten in Fragen einbezogen werden, die sie betreffen. Die Eltern sollten sich mit ihren Wünschen auseinandersetzen und über Veränderungen und Regeln sprechen, die durch die Trennung entstehen. Sei trotz der Trennung als Papa und Mama da und biete dich immer wieder an – auch wenn das sehr frustrierend sein kann. Weil Kinder Kinder sind, suchen sie sich vielleicht einen Schuldigen. Auch sie brauchen eine Erklärung, ein Narrativ, warum es so gekommen ist. Und das fällt auch in ihrer Welt leichter, wenn sie jemand die Schuld geben können. Sie verbünden sich mit dem vermeintlich schwächeren Elternteil, oft ist das der Verlassene. Deshalb sollten sich Aufbrechende darauf einstellen, dass die Beziehung zu den Kindern (vorerst) schwierig und von Ablehnung und Feindseligkeit geprägt sein kann, vor allem wenn der Ex-Partner dies nutzt, um sich zu rächen. Da hilft es nur, langfristig zu denken, Verständnis für das Leid mitzubringen und jede Menge Geduld. Eine andere Chance hast du nicht. Sollte der Kontakt abgelehnt werden oder nicht zustande kommen, ist es auch eine gute Möglichkeit, Tagebuch darüber zu führen, was du versucht und angeboten hast, um es bei Bedarf den Kindern später einmal zeigen zu können. Es ist schwer auszuhalten, wenn der andere einen Wettkampf um die Liebe des Kindes beginnt oder seine Bedürfnisse in den Vordergrund stellt. Spiel trotzdem nicht mit und suche Hilfe bei einer Beratungsstelle oder dem Jugendamt, wenn du das Wohl des Kindes gefährdet siehst oder du dir Sorgen machst, weil dein Kind Auffälligkeiten im Verhalten oder emotionale Probleme zeigt. Trennungskinder sind nicht automatisch fürs Leben gezeichnet Nicht immer ist sofort psychotherapeutische Hilfe nötig. Wie die meisten Erwachsenen gewöhnen sich auch Kinder und Jugendliche mit der Zeit an die neue Familiensituation. Einfacher wird das, wenn die Kinder beide Elternteile weiterhin als verlässliche Ansprechpartner erleben, die auf ihre Bedürfnisse, Sorgen und Nöte eingehen. Negative Gefühle und Verlustängste nehmen ab und die Kinder können sich wieder mich sich selbst und ihrer Entwicklung beschäftigen. Trennungskinder sind auch nicht automatisch durch das Ereignis traumatisiert oder fürs Leben gezeichnet. Eine Familie aus Papa, Mama und Kindern kann ein Hort für Liebe und Vertrauen sein. Manchmal ist es aber auch ein Schlachtfeld und jede andere Form der Familienzusammensetzung ist um ein Vielfaches besser. Zumal Studien zur Trennung mit Kindern inzwischen zeigen, dass Kinder und Jugendliche eine Trennung gut verarbeiten können und keine Auffälligkeiten gegenüber Kindern aus intakten Familien zeigen müssen. Dass dem so kommt, daran haben die Erwachsenen einen entscheidenden Anteil. Je mehr miteinander sie als Eltern pflegen und je weniger Drama sie veranstalten, desto weniger dramatisch empfinden die Kinder die Trennung. Das gilt übrigens auch in abgestufter Form für alle anderen Erwachsenen im Familien- und Freundeskreis, Großeltern, Onkel und Tanten, Freunde und Freundinnen der Eltern. Weitere Informationen findest du im Blogbeitrag "Wir Kinder eine Trennung am besten verkraften" und im Trennungsratgeber "Ich will mich trennen" .
Weitere Beiträge
Newsletter abonnieren

Keinen Blog-Beitrag verpassen - abonniere unseren Newsletter und erfahre regelmäßig alles rund um TrennDICH

Share by: