Entscheidungen: Gehen oder bleiben?

Torsten Geiling • 30. April 2021

Gehen oder bleiben - die Entscheidung hast du längst getroffen

Sich zu trennen, ist oft verdammt schwer. Selten fühlt man so eindeutig, um genau zu wissen, was das Richtige ist. Das kann man beklagen oder daraus das Beste machen. 

Während der Beziehung haben sich jede Menge Gründe angesammelt, um zu gehen. Und dann gibt es auch viel Großes und Kleines, was einen an den Partner bindet. Gehen oder bleiben? Der Kreislauf des Nicht-Entscheiden-Könnens beginnt.

Warum ist es eigentlich so schwierig, Entscheidungen zu treffen?

Ungewissheit: Man kann sich nie hundertprozentig sicher sein, sich richtig entschieden zu haben.
Verlustgefühl: Wer eine Wahl trifft, entscheidet sich gleichzeitig gegen etwas. Das kann zu Verlustgefühlen oder einer Verlustangst führen.

Resignation: Das ist die Steigerung der Verlustangst. Wenn es beispielsweise zu viele Möglichkeiten gibt, resignieren viele Menschen und entscheiden sich gar nicht. Ein Beispiel dafür ist die Marmeladen-Studie: Forscher boten in zwei Supermärkten verschiedene Marmeladen zum Probieren an, wobei einmal die Auswahl sehr klein und einmal sehr groß war. Die Forscher überprüften dann, wo die Kunden mehr gekauft hatten. Und tatsächlich: Bei der kleinen Auswahl wurde mehr gekauft. Bei der großen Wahlmöglichkeit resignierten die Kunden. Sie entschieden, sich nicht entscheiden zu müssen und kauften nichts.

Doch wie kannst Du nun Entscheidungen treffen?

Pro- & Contra-Liste: Schreib Dir alle Vor- und Nachteile der Entscheidung auf. Dadurch strukturierst Du Deine Gedanken. Wichtig ist, dass Du nach dem Brainstorming Deine Überlegungen bewertest, denn manche Argumente fallen sicher mehr ins Gewicht als andere.

Kreis der Entscheider erweitern: Wie wir gesehen haben, ist die Entscheidungsfindung oft schwierig, weil alle Wahlmöglichkeiten ihren Preis haben. Dann ist es sinnvoll nach Kompromissen und anderen Perspektiven zu suchen. Häufig helfen Gespräche mit anderen Menschen, mit Fremden, Eltern und Freunden. Sie eröffnen Dir häufig nochmal eine andere Sichtweise. Allerdings solltest Du beachten, dass die meisten von Deiner Entscheidung betroffen sind und daher nicht neutral agieren (können).

Bauchgefühl: Bei allen strategischen und rationalen Entscheidungen sollte man immer auch auf seinen Bauch hören. Denn die Intuition ist die Summe aller Erfahrungen, die man bereits gesammelt hat. Emotionen, Gedanken und erfahrungsgemäße Entwicklungen fügen sich zu einem Bild bzw. äußern sich als Gefühl, das manchmal auch gegen die rationalen Gedanken stehen kann. Das sollte man sich bewusst machen – und sich erst dann entscheiden.

Mach Dir einen Plan!

Es gibt Entscheidungen, die sind mit der Auswahl erledigt. Wenn Du Dich für die Erdbeermarmelade entschieden hast, ist der Prozess der Entscheidungsfindung damit abgeschlossen. Es gibt aber auch Entscheidungen, bei denen anschließend Handlungen nötig sind. Etwa bei einer Trennung. Da gehört die Aussprache mit dem Partner, der Auszug und dann vielleicht eine Scheidung mit dazu. Die Entscheidung zur Trennung zu treffen und sie dann umzusetzen, sind also zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Aber sie gehören zusammen, um wirksam zu werden.

Mach Dir also einen Plan, wie Du Deine Entscheidung umsetzen willst. Je konkreter Du dabei bist, um so wahrscheinlicher setzt Du ihn auch um. Unterteile Dein großes Ziel in viele kleine Etappen-Ziele. Überlege Dir, was ist dafür nötig? Wie und wann willst du es umsetzen? Was machst Du, wenn etwas dazwischenkommt? Wenn Du Widerstände spürst, schau sie dir genau an. Was wollen sie Dir sagen? Wofür sind sie gut? Oder sind es Entschuldigungen, Glaubenssätze oder gesellschaftliche Normen, wie man sein Leben führen soll oder warum alles nicht möglich ist?

Nimm Dir Zeit für diesen Prozess. Und hol Dir Unterstützung. Du musst diesen Weg nicht alleine gehen. Und oftmals bringt ein Blick von außen mehr Klarheit.


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